"Moers - Von der Grafenresidenz zur Industriestadt" Vortrag von Prof. Dr. Margret Wensky

Walburgis von Neuenahr-Moers, die letzte Gräfin von Moers (+ 1600) – sie residierte auch auf dem Moerser Schloss –, schenkte ihre Grafschaft dem Prinzen Moritz von Oranien-Nassau. Mit dem Oranier begann eine neue Epoche der Stadtentwicklung, indem er 1601-1620 Schloss und Alt- und Neustadt nach dem altniederländischen Festungssystem von einem einheitlichen Befestigungssystem zusammenfassen ließ, durch dessen Linienführung die Stadtfläche erheblich erweitert wurde. 1702 fiel die Grafschaft – ab 1707 Fürstentum – Moers an Preußen (Inbesitznahme 1712). Unmittelbar nach Ende des Siebenjährigen Kriegs 1763 ließ König Friedrich II. die Festungswerke schleifen. Topographie und Erscheinungsbild der Stadt blieben im 19. Jahrhundert weitgehend auf dem um 1800 erreichten Stand.

Für das Wirtschaftsleben der Stadt wurde im 18. Jahrhundert der Handel mit Agrarprodukten und Textilien (Wolle, Leinengarn, Miselan) wichtig. Ab Mitte des Jahrhunderts beschäftigten die innovationsfreudigen Krefelder Seidenfabrikanten in Moers zahlreiche Bandwirker. Mit der Bildung des Kreises Moers 1857 wurde die Stadt Kreissitz (bis 1. Januar 1975). In den 1860er Jahren setzte in Moers die Industrialisierung ein. Um 1900 erreichte der Bergbau Moerser Gebiet mit dem Abteufen der Schächte IV (Hochstraß) und V (Utfort) der Zeche »Rheinpreußen«. Daneben waren in Moers Eisen- und Maschinenbauindustrie, Tuchindustrie und Gerberei ansässig. Das Ende des Bergbaus kam 1990 bzw. 1994. Seit der kommunalen Neugliederung 1975 ist Moers Großstadt.

Die Stadt Moers ist aus mehreren Siedlungskernen erwachsen: Um 900 wird Moers als Siedlungsname einer kleinen Hofessiedlung erstmals erwähnt, während das Geschlecht der Edelherren und Grafen von Moers erst ab 1186 in Erscheinung tritt. Um 1200 errichteten sich diese auf einer Insel zwischen zwischen vermoorten, teilweise noch wasserführenden, alten Rheinarmen eine Burg (Wohnturm, Bodendenkmal im Schlosshof). Die kleine Siedlung, die sich im Anschluss an die Burg bzw. Vorburg im 13. Jahrhundert entwickelt hatte, wies noch keine urbanen Ansätze auf, als der Graf von Moers sie 1300 von König Albrecht I. zur Stadt erheben ließ, um sein bescheidenes Territorium durch eine Haupt- und Residenzstadt aufzuwerten. Neben der Altstadt, die spätestens im 15. Jahrhundert befestigt war, entstand, getrennt durch einen alten Rheinarm (»Meer«), die Neustadt, die ebenfalls befestigt wurde, während die ursprüngliche Siedlung Moers, das sog. Buytendorp mit der Pfarrkirche, unbefestigt blieb (Zerstörung 1597).

Unter Graf Friedrich III. von Moers – er regierte 1418-1448 – erlebten Stadt und Grafschaft bis Mitte des 15. Jahrhunderts eine Blütezeit. 1441 gründete er in der Stadt ein Hauskloster (Klosterkirche seit 1818 Evangelische Stadtkirche). Die Burg wurde bis ins 16. Jahrhundert zur Rundhausburg ausgebaut. Unter Graf Vinzenz von Moers – Regierungszeit 1448-1494 – vollzog sich der Niedergang des Grafenhauses. Das wirkte sich auch auf die Residenz Moers aus, indem Vinzenz wenig für deren Entwicklung tat. Er residierte vornehmlich in Köln, wo er 1499 auch starb.

Seine Nachfolger kamen ab 1501 aus dem Hause Moers-Saarwerden bzw. ab 1510 Wied und ab 1519 Neuenahr-Moers. Letztere bauten das Schloss zur Festung nach italienischer Manier aus. Unter Graf Hermann (1553-1578) gehörten Stadt und Grafschaft zu den Hauptzentren der Reformation am Niederrhein und waren ab 1560 reformiert. Den wenigen Katholiken erlaubte erst Friedrich II. 1778 den Bau einer Kirche in der Stadt.

"Moers - Von der Grafenresidenz zur Industriestadt" Vortrag von Prof. Dr. Margret Wensky
So, 20. August 2023, 11:15 Uhr

Kempen, Franziskanerkloster, Rokokosaal

Für Mitglieder: unentgeltlich
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Eintritt für Nichtmitglieder: 5 €

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