Fritz Wingen – Ein Leben zwischen Kempen und Berlin

Fritz Wingen, Industrielandschaft
Fritz Wingen, Industrielandschaft (Foto: Dieter Lueb)

Vortrag von Margret Cordt, gelesen von Dr. Elisabeth Friese

Eine Hommage an Margret Cordt und ihre wissenschaftliche Arbeit soll die Verlesung ihres letzten, öffentlich gehaltenen Vortrages im Jahr 2017 sein. Thema war der Kempener Künstler Fritz Wingen (1889-1944). Gehalten hat sie ihn im Geburtsort des Künstlers, in Holpe, dem heutigen Ortsteil von Morsbach im Oberbergischen Kreis.

Das Leben dieses Künstlers zu erforschen und im 5. Band der Schriftenreihe der Stiftung „Natur und Kultur“ des Kreises Viersen der Sparkasse Krefeld zu dokumentieren, hat Margret Cordt mit viel Engagement und großer Sorgfalt gemacht. Der Künstler, dessen Werke durch den 2. Weltkrieg vielfach zerstört wurden und der 1944 im KZ Lublin umgebracht wurde, war ein begnadeter Kirchenmaler. In Morsbach konnte Wingen 1920 seinen ersten öffentlichen Auftrag ausführen, die Ausmalung der Kirche. Seine expressionistische Darstellung alttestamentarischer Figuren wurde nicht von allen Kirchenbesuchern geschätzt. Heute ist in der Kirche, die 1922 aufgrund eines Blitzeinschlages schwer beschädigt wurde, nur noch ein kleiner Rest seiner Deckenmalerei erhalten.

Als Broterwerb hatte Fritz Wingen den Beruf des Zeichenlehrers erlernt, den er aber 1920 aufgab, um als freischaffender Maler zu leben. Es war eine unsichere Existenz mit zahlreichen finanziellen Problemen. Er nutzte die Zeit jedoch für ein Weiterstudium an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Professor Wimmer.

Fritz Wingen war nicht nur ein ungewöhnlicher Maler und Bildhauer; er wurde auch als Organist und Komponist bekannt. Schon als Achtjähriger hatte er während des Gottesdienstes die Orgel gespielt; als Erwachsener komponierte er mehrere Messen. Mit einem achtzehnmonatigen Italien-Aufenthalt erfüllte sich für ihn der Traum vieler Maler. In dieser Zeit entstanden viele lichtstarke, farbfrohe Ölbilder. Ein Skizzenbuch zeigt Vorstudien zur Architektur und Landschaft des mediterranen Raumes, enthält aber auch flüchtig hingeworfene Skizzen zu den Menschen Italiens … Blätter, die die zeichnerische Begabung Fritz Wingens eindrucksvoll belegen, aber doch nur Vorstufen sind auf dem Weg, einer der ganz Großen zu werden. Zurück in der Heimat, erhielt Wingen bald einen Großauftrag: Die Pfarrkirche Liebfrauen in Hamborn nicht nur auszumalen, sondern auch den Altarraum zu gestalten. Während er für die Kuppel farbenfrohe Gemälde im Stil italienischer Maler schuf, wählte er strenge Formen und klare Linien für den Altarraum. Es folgten Aufträge von Kirchen in Berlin und Potsdam, aber auch von weltlichen Institutionen wie dem damaligen Lyzeum in Kempen, für das er mehrere Fresken schuf. Im Haus seiner Eltern in der Siegfriedstraße entstand die eindrucksvolle Antoniusfigur.

Die gesamte Bandbreite des künstlerischen Schaffens von Fritz Wingen hat Margret Cordt in diesem Vortrag vor ihren Zuhörern ausgebreitet. Dieser Vortrag bietet zudem die Gelegenheit, die dem Städtischen Kramer-Museum neu geschenkten Ölgemälde zu zeigen.

Fritz Wingen – Ein Leben zwischen Kempen und Berlin
So, 24. März 2019, 11:15 Uhr

Kempen, Franziskanerkloster Rokokosaal

Eintritt frei

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